Stell dir vor, du bist gesund

Stell dir vor, du bist gesund

Festvortrag im Naturheilverein Taunus am Tag der Gesundheit 2017

Gesundheitsforschung Wien

http://www.gesundheitsforschung.wien/Mission-Statement

Wiener Institut für Gesundheitsforschung 2017-0730 redaktionell überarbeitet von Dr. Hein Reuter

Spätestens mit der Verabschiedung der WHO-Deklaration von Alma Ata 1978 hat die moderne Gesellschaft damit aufgehört, Gesundheit nur als die Abwesenheit von Krankheiten zu verstehen und die Bekämpfung derselben von der Medizin zu erwarten. Sie hat damit angefangen, Gesundheit als eine Ressource zu begreifen, die in allen gesellschaftlichen Prozessen sowohl hergestellt als auch genutzt und verbraucht wird. Die Konsequenzen dieser Vorstellung werden politisch im Konzept des „Health in All Policies“ (Ståhl et al. 2006) diskutiert.

Große Bevölkerungsgruppen machen systematisch Erfahrungen mit

  • Dis-Stress und Überforderung im Kontext ihrer sozialen Rollen,
  • Ohnmacht und Ineffektivität in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen sozialen Umfelds,
  • Abhängigkeit und Fremdkontrolle in Bezug auf die Sicherung der eigenen Existenz,
  • Enttäuschungen und Niederlagen in Bezug auf die Versprechungen in den politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft,
  • Benachteiligung und Ungleichheit in Bezug auf die Gratifikationen anderer und
  • emotionaler Inkohärenz und Überforderung beim Versuch, sich auf ihr Leben einen Reim zu machen.

Fragestellung

In Summe ist fraglich geworden, ob die Gesellschaft weiterhin imstande sein wird, eine ausreichend große Mehrheit an optimal entwickelten Individuen hervorzubringen, die mit den Bedingungen einer

  • liberalen, pluralistisch-offenen, demokratischen, egalitären, inklusiven, kohäsiven, auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft basierenden Gesellschaft

zurechtkommen können – insbesondere dann, wenn diese Eigenschaften in Zukunft noch verstärkt werden sollen.

Herausforderungen

Fragen der Gesundheit liefern einen Schlüssel zur Beantwortung der damit gegebenen Herausforderungen. Genauso wie im Verhältnis zur natürlichen Umwelt stellt sich für die Gesellschaft auch in Bezug auf die Menschen das Problem eines ressourcenschonenden und ressourcenfördernden Umgangs, um deren körperliche und mentale Funktionsfähigkeit für die Anpassung an jeweilige gesellschaftliche Bedarfe nachhaltig zu ermöglichen.

Der psychologischen Selbstbestimmungstheorie zufolge

(Deci & Ryan 2008) sind dazu Strukturen notwendig, die

  • Autonomie in Bezug auf das eigene Handeln,
  • Kompetenz in Bezug auf die Welt und
  • Verbundenheit in Bezug auf andere ermöglichen.

Wenn diese drei grundlegenden, kulturunabhängigen Bedürfnisse erfüllt sind, stellt sich Wohlbefinden ein, das Kernkonzept der Gesundheitsforschung, der Gesundheitsberufe und der Gesundheitsförderung.

Im Sinne der Ottawa Charter (WHO 1986) geht es dabei um Empowerment, also um die Herstellung von Bedingungen, die den Einzelnen mehr Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse ermöglichen und auch zumuten und dabei gleichzeitig geeignete Erfahrungs– und Lernräume anbieten.

Wo?

Es ist kaum vorstellbar, wie das anders als in lokalen, überschaubaren und subjektiv erlebbaren sozialen Verhältnissen wie in

  • Familien,
  • Organisationen und
  • Gemeinden

geschehen kann, die einen (notwendig) hohen Grad an Partizipation und Inklusion aufweisen. Die Möglichkeiten zur Umsetzung werden im sogenannten Settings-Approach der Gesundheitsförderung diskutiert.

Deren Veränderungspotenziale können jedoch Einflussfaktoren nicht erreichen, die weit außerhalb ihrer Machtsphäre liegen. Deshalb werden netzwerkartige Strukturen benötigt, die einerseits den Austausch von Erfahrungen und deren Verdichtung zu tragfähigen sozialen Semantiken (kulturellen Skripten) ermöglichen und andererseits dabei gleichzeitig eng an die Hierarchien der politischen Verwaltung angeschlossen bleiben. Dabei kommt dem Internet eine besondere Rolle als Verbreitungsmedium zu. Mit Blick auf die genannten Eigenschaften solcher Strukturen bezüglich Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit scheint das Internet besondere Angebote zu machen, mit denen Chancen ebenso wie Gefährdungen einhergehen.

Theoretische Grundlagen

Im Sinne dieser Voraussetzungen und basierend auf systemtheoretischen Konzepten Niklas Luhmanns behandelt das WIGIF Gesundheit als ein

symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium,

soziologisch vergleichbar mit anderen Kommunikationsmedien 1

wie

  • Wahrheit,
  • Liebe,
  • Bildung,
  • Macht,
  • Recht oder
  • Geld

Kommunikationsmedien, besser “Werte” konstruieren und regeln die Erfüllung sozialer Funktionen – hier: die Verfügbarkeit von gesunden, körperlich und mental funktionsfähigen Individuen für die Übernahme sozialer Rollen – und sichern damit zugleich die Verbindung zwischen sozialen Systemen und Individuen und deren Teilnahme an gesellschaftlicher Kommunikation.

Das geschieht semantisch durch Kommunikationen, die in den vergangenen dreißig Jahren zusehends das individuelle Wohlbefinden – in Abwehr von Ängsten, Unzufriedenheit und Zorn – als allgemeine Zielgröße politischen und individuellen Handelns etabliert haben und die von einfachen materiell-manifesten Symboliken unterstützt und getragen werden, die Jugendlichkeit, Schönheit, Fitness, „Slimfit“ oder Sex-Appeal als Indikatoren und zusehends häufiger irrtümlich auch als Ursache für Wohlbefinden und Gesundheit behandeln.

Aufgaben

Es ist Aufgabe einer innovativen, inspirierenden Gesundheitsforschung, die Bedeutungen der gesellschaftlichen Gesundheitskommunikation zu analysieren und bewusst zu machen, Optionen für Interventionen ausfindig zu machen und die Praktiken der Gesundheitsförderung dahingehend zu evaluieren, ob und inwieweit sie im Einklang mit ihren Prinzipien stehen, inwieweit sie ihre Ziele mit den eingesetzten Mitteln erreichen können und welche Modifikationen gegebenenfalls notwendig sind.

In Anlehnung an eine Aufgabendefinition des Institute of Medicine (Washington DC) versteht das WIGIF seine Aufgabe darin, unbequeme Fragen zu stellen und darüber mit allen Betroffenen zu kommunizieren, neben der Bearbeitung von Krisen auch die Langzeitfolgen im Blick zu behalten, für jene ein Sprachrohr zu sein, die ansonsten ungehört bleiben, Brücken zu bauen, um unterschiedliche Anliegen und Sorgen zu verbinden, und dabei auf Fairness und Balance zu achten.

  1. Die Logotherapie nennt diese Aspekte „Werte“, die dem Leben einen Sinn zu geben vermögen. Viktor Frankl hatte als jüdischer Gefangener im KZ erlebt, dass Menschen, die einen Sinn im Leben sahen, eine ungeheure Karaft und einen Lebenswillen hatten, der sie von andern unterschied. Er begründete die Logotherapie.  Anm. Hein Reuter

Wirkungen und Problemlagen

Zu den gesundheitlichen Wirkungen gesellschaftlicher Prozesse gehören eine stetig wachsende Zahl an chronisch kranken und multimorbiden Personen, insbesondere was psychische Erkrankungen anbelangt, eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen und eine ebenso wachsende Zahl an sozial Hilfsbedürftigen, die von den Segnungen des modernen Lebens teilweise oder ganz ausgeschlossen sind. Gleichzeitig wächst die Zahl an Personen, die den Überangeboten an Nahrung, Suchtmitteln, Unterhaltung und Komfort zum Opfer fallen.

Große Bevölkerungsgruppen machen systematisch Erfahrungen mit

  • Dis-Stress und Überforderung im Kontext ihrer sozialen Rollen,
  • Ohnmacht und Ineffektivität in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen sozialen Umfelds,
  • Abhängigkeit und Fremdkontrolle in Bezug auf die Sicherung der eigenen Existenz,
  • Enttäuschungen und Niederlagen in Bezug auf die Versprechungen in den politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft,
  • Benachteiligung und Ungleichheit in Bezug auf die Gratifikationen anderer und
  • emotionaler Inkohärenz und Überforderung beim Versuch, sich auf ihr Leben einen Reim zu machen.

Fragestellung

In Summe ist fraglich geworden, ob die Gesellschaft weiterhin imstande sein wird, eine ausreichend große Mehrheit an optimal entwickelten Individuen hervorzubringen, die mit den Bedingungen einer

  • liberalen, pluralistisch-offenen, demokratischen, egalitären, inklusiven, kohäsiven, auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft basierenden Gesellschaft

zurechtkommen können – insbesondere dann, wenn diese Eigenschaften in Zukunft noch verstärkt werden sollen.

Herausforderungen

Fragen der Gesundheit liefern einen Schlüssel zur Beantwortung der damit gegebenen Herausforderungen. Genauso wie im Verhältnis zur natürlichen Umwelt stellt sich für die Gesellschaft auch in Bezug auf die Menschen das Problem eines ressourcenschonenden und ressourcenfördernden Umgangs, um deren körperliche und mentale Funktionsfähigkeit für die Anpassung an jeweilige gesellschaftliche Bedarfe nachhaltig zu ermöglichen.

Der psychologischen Selbstbestimmungstheorie zufolge

(Deci & Ryan 2008) sind dazu Strukturen notwendig, die

  • Autonomie in Bezug auf das eigene Handeln,
  • Kompetenz in Bezug auf die Welt und
  • Verbundenheit in Bezug auf andere ermöglichen.

Wenn diese drei grundlegenden, kulturunabhängigen Bedürfnisse erfüllt sind, stellt sich Wohlbefinden ein, das Kernkonzept der Gesundheitsforschung, der Gesundheitsberufe und der Gesundheitsförderung.

Im Sinne der Ottawa Charter (WHO 1986) geht es dabei um Empowerment, also um die Herstellung von Bedingungen, die den Einzelnen mehr Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse ermöglichen und auch zumuten und dabei gleichzeitig geeignete Erfahrungs– und Lernräume anbieten.

Wo?

Es ist kaum vorstellbar, wie das anders als in lokalen, überschaubaren und subjektiv erlebbaren sozialen Verhältnissen wie in

  • Familien,
  • Organisationen und
  • Gemeinden

geschehen kann, die einen (notwendig) hohen Grad an Partizipation und Inklusion aufweisen. Die Möglichkeiten zur Umsetzung werden im sogenannten Settings-Approach der Gesundheitsförderung diskutiert.

Deren Veränderungspotenziale können jedoch Einflussfaktoren nicht erreichen, die weit außerhalb ihrer Machtsphäre liegen. Deshalb werden netzwerkartige Strukturen benötigt, die einerseits den Austausch von Erfahrungen und deren Verdichtung zu tragfähigen sozialen Semantiken (kulturellen Skripten) ermöglichen und andererseits dabei gleichzeitig eng an die Hierarchien der politischen Verwaltung angeschlossen bleiben. Dabei kommt dem Internet eine besondere Rolle als Verbreitungsmedium zu. Mit Blick auf die genannten Eigenschaften solcher Strukturen bezüglich Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit scheint das Internet besondere Angebote zu machen, mit denen Chancen ebenso wie Gefährdungen einhergehen.

Theoretische Grundlagen

Im Sinne dieser Voraussetzungen und basierend auf systemtheoretischen Konzepten Niklas Luhmanns behandelt das WIGIF Gesundheit als ein

symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium,

soziologisch vergleichbar mit anderen Kommunikationsmedien 1

wie

  • Wahrheit,
  • Liebe,
  • Bildung,
  • Macht,
  • Recht oder
  • Geld

Kommunikationsmedien, besser “Werte” konstruieren und regeln die Erfüllung sozialer Funktionen – hier: die Verfügbarkeit von gesunden, körperlich und mental funktionsfähigen Individuen für die Übernahme sozialer Rollen – und sichern damit zugleich die Verbindung zwischen sozialen Systemen und Individuen und deren Teilnahme an gesellschaftlicher Kommunikation.

Das geschieht semantisch durch Kommunikationen, die in den vergangenen dreißig Jahren zusehends das individuelle Wohlbefinden – in Abwehr von Ängsten, Unzufriedenheit und Zorn – als allgemeine Zielgröße politischen und individuellen Handelns etabliert haben und die von einfachen materiell-manifesten Symboliken unterstützt und getragen werden, die Jugendlichkeit, Schönheit, Fitness, „Slimfit“ oder Sex-Appeal als Indikatoren und zusehends häufiger irrtümlich auch als Ursache für Wohlbefinden und Gesundheit behandeln.

Aufgaben

Es ist Aufgabe einer innovativen, inspirierenden Gesundheitsforschung, die Bedeutungen der gesellschaftlichen Gesundheitskommunikation zu analysieren und bewusst zu machen, Optionen für Interventionen ausfindig zu machen und die Praktiken der Gesundheitsförderung dahingehend zu evaluieren, ob und inwieweit sie im Einklang mit ihren Prinzipien stehen, inwieweit sie ihre Ziele mit den eingesetzten Mitteln erreichen können und welche Modifikationen gegebenenfalls notwendig sind.

In Anlehnung an eine Aufgabendefinition des Institute of Medicine (Washington DC) versteht das WIGIF seine Aufgabe darin, unbequeme Fragen zu stellen und darüber mit allen Betroffenen zu kommunizieren, neben der Bearbeitung von Krisen auch die Langzeitfolgen im Blick zu behalten, für jene ein Sprachrohr zu sein, die ansonsten ungehört bleiben, Brücken zu bauen, um unterschiedliche Anliegen und Sorgen zu verbinden, und dabei auf Fairness und Balance zu achten.

  1. Die Logotherapie nennt diese Aspekte „Werte“, die dem Leben einen Sinn zu geben vermögen. Viktor Frankl hatte als jüdischer Gefangener im KZ erlebt, dass Menschen, die einen Sinn im Leben sahen, eine ungeheure Karaft und einen Lebenswillen hatten, der sie von andern unterschied. Er begründete die Logotherapie.  Anm. Hein Reuter
  • in den Formen des Wirtschaftens,
  • des Zusammenlebens in Familien, Nachbarschaften und Organisationen sowie
  • der politischen Verwaltungen und Entscheidungsfindungen.

Dabei ist das Internet als Motor des weltgesellschaftlichen Wandels mit den dadurch ermöglichten Kommunikations- und Sozialisationsformen als Chance, aber auch als Risiko von zentraler Bedeutung.

Wirkungen und Problemlagen

Zu den gesundheitlichen Wirkungen gesellschaftlicher Prozesse gehören eine stetig wachsende Zahl an chronisch kranken und multimorbiden Personen, insbesondere was psychische Erkrankungen anbelangt, eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen und eine ebenso wachsende Zahl an sozial Hilfsbedürftigen, die von den Segnungen des modernen Lebens teilweise oder ganz ausgeschlossen sind. Gleichzeitig wächst die Zahl an Personen, die den Überangeboten an Nahrung, Suchtmitteln, Unterhaltung und Komfort zum Opfer fallen.

Große Bevölkerungsgruppen machen systematisch Erfahrungen mit

  • Dis-Stress und Überforderung im Kontext ihrer sozialen Rollen,
  • Ohnmacht und Ineffektivität in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen sozialen Umfelds,
  • Abhängigkeit und Fremdkontrolle in Bezug auf die Sicherung der eigenen Existenz,
  • Enttäuschungen und Niederlagen in Bezug auf die Versprechungen in den politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft,
  • Benachteiligung und Ungleichheit in Bezug auf die Gratifikationen anderer und
  • emotionaler Inkohärenz und Überforderung beim Versuch, sich auf ihr Leben einen Reim zu machen.

Fragestellung

In Summe ist fraglich geworden, ob die Gesellschaft weiterhin imstande sein wird, eine ausreichend große Mehrheit an optimal entwickelten Individuen hervorzubringen, die mit den Bedingungen einer

  • liberalen, pluralistisch-offenen, demokratischen, egalitären, inklusiven, kohäsiven, auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft basierenden Gesellschaft

zurechtkommen können – insbesondere dann, wenn diese Eigenschaften in Zukunft noch verstärkt werden sollen.

Herausforderungen

Fragen der Gesundheit liefern einen Schlüssel zur Beantwortung der damit gegebenen Herausforderungen. Genauso wie im Verhältnis zur natürlichen Umwelt stellt sich für die Gesellschaft auch in Bezug auf die Menschen das Problem eines ressourcenschonenden und ressourcenfördernden Umgangs, um deren körperliche und mentale Funktionsfähigkeit für die Anpassung an jeweilige gesellschaftliche Bedarfe nachhaltig zu ermöglichen.

Der psychologischen Selbstbestimmungstheorie zufolge

(Deci & Ryan 2008) sind dazu Strukturen notwendig, die

  • Autonomie in Bezug auf das eigene Handeln,
  • Kompetenz in Bezug auf die Welt und
  • Verbundenheit in Bezug auf andere ermöglichen.

Wenn diese drei grundlegenden, kulturunabhängigen Bedürfnisse erfüllt sind, stellt sich Wohlbefinden ein, das Kernkonzept der Gesundheitsforschung, der Gesundheitsberufe und der Gesundheitsförderung.

Im Sinne der Ottawa Charter (WHO 1986) geht es dabei um Empowerment, also um die Herstellung von Bedingungen, die den Einzelnen mehr Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse ermöglichen und auch zumuten und dabei gleichzeitig geeignete Erfahrungs– und Lernräume anbieten.

Wo?

Es ist kaum vorstellbar, wie das anders als in lokalen, überschaubaren und subjektiv erlebbaren sozialen Verhältnissen wie in

  • Familien,
  • Organisationen und
  • Gemeinden

geschehen kann, die einen (notwendig) hohen Grad an Partizipation und Inklusion aufweisen. Die Möglichkeiten zur Umsetzung werden im sogenannten Settings-Approach der Gesundheitsförderung diskutiert.

Deren Veränderungspotenziale können jedoch Einflussfaktoren nicht erreichen, die weit außerhalb ihrer Machtsphäre liegen. Deshalb werden netzwerkartige Strukturen benötigt, die einerseits den Austausch von Erfahrungen und deren Verdichtung zu tragfähigen sozialen Semantiken (kulturellen Skripten) ermöglichen und andererseits dabei gleichzeitig eng an die Hierarchien der politischen Verwaltung angeschlossen bleiben. Dabei kommt dem Internet eine besondere Rolle als Verbreitungsmedium zu. Mit Blick auf die genannten Eigenschaften solcher Strukturen bezüglich Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit scheint das Internet besondere Angebote zu machen, mit denen Chancen ebenso wie Gefährdungen einhergehen.

Theoretische Grundlagen

Im Sinne dieser Voraussetzungen und basierend auf systemtheoretischen Konzepten Niklas Luhmanns behandelt das WIGIF Gesundheit als ein

symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium,

soziologisch vergleichbar mit anderen Kommunikationsmedien 1

wie

  • Wahrheit,
  • Liebe,
  • Bildung,
  • Macht,
  • Recht oder
  • Geld

Kommunikationsmedien, besser “Werte” konstruieren und regeln die Erfüllung sozialer Funktionen – hier: die Verfügbarkeit von gesunden, körperlich und mental funktionsfähigen Individuen für die Übernahme sozialer Rollen – und sichern damit zugleich die Verbindung zwischen sozialen Systemen und Individuen und deren Teilnahme an gesellschaftlicher Kommunikation.

Das geschieht semantisch durch Kommunikationen, die in den vergangenen dreißig Jahren zusehends das individuelle Wohlbefinden – in Abwehr von Ängsten, Unzufriedenheit und Zorn – als allgemeine Zielgröße politischen und individuellen Handelns etabliert haben und die von einfachen materiell-manifesten Symboliken unterstützt und getragen werden, die Jugendlichkeit, Schönheit, Fitness, „Slimfit“ oder Sex-Appeal als Indikatoren und zusehends häufiger irrtümlich auch als Ursache für Wohlbefinden und Gesundheit behandeln.

Aufgaben

Es ist Aufgabe einer innovativen, inspirierenden Gesundheitsforschung, die Bedeutungen der gesellschaftlichen Gesundheitskommunikation zu analysieren und bewusst zu machen, Optionen für Interventionen ausfindig zu machen und die Praktiken der Gesundheitsförderung dahingehend zu evaluieren, ob und inwieweit sie im Einklang mit ihren Prinzipien stehen, inwieweit sie ihre Ziele mit den eingesetzten Mitteln erreichen können und welche Modifikationen gegebenenfalls notwendig sind.

In Anlehnung an eine Aufgabendefinition des Institute of Medicine (Washington DC) versteht das WIGIF seine Aufgabe darin, unbequeme Fragen zu stellen und darüber mit allen Betroffenen zu kommunizieren, neben der Bearbeitung von Krisen auch die Langzeitfolgen im Blick zu behalten, für jene ein Sprachrohr zu sein, die ansonsten ungehört bleiben, Brücken zu bauen, um unterschiedliche Anliegen und Sorgen zu verbinden, und dabei auf Fairness und Balance zu achten.

  1. Die Logotherapie nennt diese Aspekte „Werte“, die dem Leben einen Sinn zu geben vermögen. Viktor Frankl hatte als jüdischer Gefangener im KZ erlebt, dass Menschen, die einen Sinn im Leben sahen, eine ungeheure Karaft und einen Lebenswillen hatten, der sie von andern unterschied. Er begründete die Logotherapie.  Anm. Hein Reuter

Genauso wie der Klimawandel fordert auch der Status der Gesundheit der Bevölkerungen zu Veränderungen in gesellschaftlichen Prozessen heraus:

  • in den Formen des Wirtschaftens,
  • des Zusammenlebens in Familien, Nachbarschaften und Organisationen sowie
  • der politischen Verwaltungen und Entscheidungsfindungen.

Dabei ist das Internet als Motor des weltgesellschaftlichen Wandels mit den dadurch ermöglichten Kommunikations- und Sozialisationsformen als Chance, aber auch als Risiko von zentraler Bedeutung.

Wirkungen und Problemlagen

Zu den gesundheitlichen Wirkungen gesellschaftlicher Prozesse gehören eine stetig wachsende Zahl an chronisch kranken und multimorbiden Personen, insbesondere was psychische Erkrankungen anbelangt, eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen und eine ebenso wachsende Zahl an sozial Hilfsbedürftigen, die von den Segnungen des modernen Lebens teilweise oder ganz ausgeschlossen sind. Gleichzeitig wächst die Zahl an Personen, die den Überangeboten an Nahrung, Suchtmitteln, Unterhaltung und Komfort zum Opfer fallen.

Große Bevölkerungsgruppen machen systematisch Erfahrungen mit

  • Dis-Stress und Überforderung im Kontext ihrer sozialen Rollen,
  • Ohnmacht und Ineffektivität in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen sozialen Umfelds,
  • Abhängigkeit und Fremdkontrolle in Bezug auf die Sicherung der eigenen Existenz,
  • Enttäuschungen und Niederlagen in Bezug auf die Versprechungen in den politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft,
  • Benachteiligung und Ungleichheit in Bezug auf die Gratifikationen anderer und
  • emotionaler Inkohärenz und Überforderung beim Versuch, sich auf ihr Leben einen Reim zu machen.

Fragestellung

In Summe ist fraglich geworden, ob die Gesellschaft weiterhin imstande sein wird, eine ausreichend große Mehrheit an optimal entwickelten Individuen hervorzubringen, die mit den Bedingungen einer

  • liberalen, pluralistisch-offenen, demokratischen, egalitären, inklusiven, kohäsiven, auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft basierenden Gesellschaft

zurechtkommen können – insbesondere dann, wenn diese Eigenschaften in Zukunft noch verstärkt werden sollen.

Herausforderungen

Fragen der Gesundheit liefern einen Schlüssel zur Beantwortung der damit gegebenen Herausforderungen. Genauso wie im Verhältnis zur natürlichen Umwelt stellt sich für die Gesellschaft auch in Bezug auf die Menschen das Problem eines ressourcenschonenden und ressourcenfördernden Umgangs, um deren körperliche und mentale Funktionsfähigkeit für die Anpassung an jeweilige gesellschaftliche Bedarfe nachhaltig zu ermöglichen.

Der psychologischen Selbstbestimmungstheorie zufolge

(Deci & Ryan 2008) sind dazu Strukturen notwendig, die

  • Autonomie in Bezug auf das eigene Handeln,
  • Kompetenz in Bezug auf die Welt und
  • Verbundenheit in Bezug auf andere ermöglichen.

Wenn diese drei grundlegenden, kulturunabhängigen Bedürfnisse erfüllt sind, stellt sich Wohlbefinden ein, das Kernkonzept der Gesundheitsforschung, der Gesundheitsberufe und der Gesundheitsförderung.

Im Sinne der Ottawa Charter (WHO 1986) geht es dabei um Empowerment, also um die Herstellung von Bedingungen, die den Einzelnen mehr Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse ermöglichen und auch zumuten und dabei gleichzeitig geeignete Erfahrungs– und Lernräume anbieten.

Wo?

Es ist kaum vorstellbar, wie das anders als in lokalen, überschaubaren und subjektiv erlebbaren sozialen Verhältnissen wie in

  • Familien,
  • Organisationen und
  • Gemeinden

geschehen kann, die einen (notwendig) hohen Grad an Partizipation und Inklusion aufweisen. Die Möglichkeiten zur Umsetzung werden im sogenannten Settings-Approach der Gesundheitsförderung diskutiert.

Deren Veränderungspotenziale können jedoch Einflussfaktoren nicht erreichen, die weit außerhalb ihrer Machtsphäre liegen. Deshalb werden netzwerkartige Strukturen benötigt, die einerseits den Austausch von Erfahrungen und deren Verdichtung zu tragfähigen sozialen Semantiken (kulturellen Skripten) ermöglichen und andererseits dabei gleichzeitig eng an die Hierarchien der politischen Verwaltung angeschlossen bleiben. Dabei kommt dem Internet eine besondere Rolle als Verbreitungsmedium zu. Mit Blick auf die genannten Eigenschaften solcher Strukturen bezüglich Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit scheint das Internet besondere Angebote zu machen, mit denen Chancen ebenso wie Gefährdungen einhergehen.

Theoretische Grundlagen

Im Sinne dieser Voraussetzungen und basierend auf systemtheoretischen Konzepten Niklas Luhmanns behandelt das WIGIF Gesundheit als ein

symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium,

soziologisch vergleichbar mit anderen Kommunikationsmedien 1

wie

  • Wahrheit,
  • Liebe,
  • Bildung,
  • Macht,
  • Recht oder
  • Geld

Kommunikationsmedien, besser “Werte” konstruieren und regeln die Erfüllung sozialer Funktionen – hier: die Verfügbarkeit von gesunden, körperlich und mental funktionsfähigen Individuen für die Übernahme sozialer Rollen – und sichern damit zugleich die Verbindung zwischen sozialen Systemen und Individuen und deren Teilnahme an gesellschaftlicher Kommunikation.

Das geschieht semantisch durch Kommunikationen, die in den vergangenen dreißig Jahren zusehends das individuelle Wohlbefinden – in Abwehr von Ängsten, Unzufriedenheit und Zorn – als allgemeine Zielgröße politischen und individuellen Handelns etabliert haben und die von einfachen materiell-manifesten Symboliken unterstützt und getragen werden, die Jugendlichkeit, Schönheit, Fitness, „Slimfit“ oder Sex-Appeal als Indikatoren und zusehends häufiger irrtümlich auch als Ursache für Wohlbefinden und Gesundheit behandeln.

Aufgaben

Es ist Aufgabe einer innovativen, inspirierenden Gesundheitsforschung, die Bedeutungen der gesellschaftlichen Gesundheitskommunikation zu analysieren und bewusst zu machen, Optionen für Interventionen ausfindig zu machen und die Praktiken der Gesundheitsförderung dahingehend zu evaluieren, ob und inwieweit sie im Einklang mit ihren Prinzipien stehen, inwieweit sie ihre Ziele mit den eingesetzten Mitteln erreichen können und welche Modifikationen gegebenenfalls notwendig sind.

In Anlehnung an eine Aufgabendefinition des Institute of Medicine (Washington DC) versteht das WIGIF seine Aufgabe darin, unbequeme Fragen zu stellen und darüber mit allen Betroffenen zu kommunizieren, neben der Bearbeitung von Krisen auch die Langzeitfolgen im Blick zu behalten, für jene ein Sprachrohr zu sein, die ansonsten ungehört bleiben, Brücken zu bauen, um unterschiedliche Anliegen und Sorgen zu verbinden, und dabei auf Fairness und Balance zu achten.

  1. Die Logotherapie nennt diese Aspekte „Werte“, die dem Leben einen Sinn zu geben vermögen. Viktor Frankl hatte als jüdischer Gefangener im KZ erlebt, dass Menschen, die einen Sinn im Leben sahen, eine ungeheure Karaft und einen Lebenswillen hatten, der sie von andern unterschied. Er begründete die Logotherapie.  Anm. Hein Reuter

Dieser Paradigmenwechsel hat sich in einer historischen Phase vollzogen, in der sich die moderne Gesellschaft zunehmend mit Problemen in ihren natürlichen und menschlichen Umwelten konfrontiert sah, die sie als Wirkungen ihrer eigenen Prozesse verstehen musste.

Genauso wie der Klimawandel fordert auch der Status der Gesundheit der Bevölkerungen zu Veränderungen in gesellschaftlichen Prozessen heraus:

  • in den Formen des Wirtschaftens,
  • des Zusammenlebens in Familien, Nachbarschaften und Organisationen sowie
  • der politischen Verwaltungen und Entscheidungsfindungen.

Dabei ist das Internet als Motor des weltgesellschaftlichen Wandels mit den dadurch ermöglichten Kommunikations- und Sozialisationsformen als Chance, aber auch als Risiko von zentraler Bedeutung.

Wirkungen und Problemlagen

Zu den gesundheitlichen Wirkungen gesellschaftlicher Prozesse gehören eine stetig wachsende Zahl an chronisch kranken und multimorbiden Personen, insbesondere was psychische Erkrankungen anbelangt, eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen und eine ebenso wachsende Zahl an sozial Hilfsbedürftigen, die von den Segnungen des modernen Lebens teilweise oder ganz ausgeschlossen sind. Gleichzeitig wächst die Zahl an Personen, die den Überangeboten an Nahrung, Suchtmitteln, Unterhaltung und Komfort zum Opfer fallen.

Große Bevölkerungsgruppen machen systematisch Erfahrungen mit

  • Dis-Stress und Überforderung im Kontext ihrer sozialen Rollen,
  • Ohnmacht und Ineffektivität in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen sozialen Umfelds,
  • Abhängigkeit und Fremdkontrolle in Bezug auf die Sicherung der eigenen Existenz,
  • Enttäuschungen und Niederlagen in Bezug auf die Versprechungen in den politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft,
  • Benachteiligung und Ungleichheit in Bezug auf die Gratifikationen anderer und
  • emotionaler Inkohärenz und Überforderung beim Versuch, sich auf ihr Leben einen Reim zu machen.

Fragestellung

In Summe ist fraglich geworden, ob die Gesellschaft weiterhin imstande sein wird, eine ausreichend große Mehrheit an optimal entwickelten Individuen hervorzubringen, die mit den Bedingungen einer

  • liberalen, pluralistisch-offenen, demokratischen, egalitären, inklusiven, kohäsiven, auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft basierenden Gesellschaft

zurechtkommen können – insbesondere dann, wenn diese Eigenschaften in Zukunft noch verstärkt werden sollen.

Herausforderungen

Fragen der Gesundheit liefern einen Schlüssel zur Beantwortung der damit gegebenen Herausforderungen. Genauso wie im Verhältnis zur natürlichen Umwelt stellt sich für die Gesellschaft auch in Bezug auf die Menschen das Problem eines ressourcenschonenden und ressourcenfördernden Umgangs, um deren körperliche und mentale Funktionsfähigkeit für die Anpassung an jeweilige gesellschaftliche Bedarfe nachhaltig zu ermöglichen.

Der psychologischen Selbstbestimmungstheorie zufolge

(Deci & Ryan 2008) sind dazu Strukturen notwendig, die

  • Autonomie in Bezug auf das eigene Handeln,
  • Kompetenz in Bezug auf die Welt und
  • Verbundenheit in Bezug auf andere ermöglichen.

Wenn diese drei grundlegenden, kulturunabhängigen Bedürfnisse erfüllt sind, stellt sich Wohlbefinden ein, das Kernkonzept der Gesundheitsforschung, der Gesundheitsberufe und der Gesundheitsförderung.

Im Sinne der Ottawa Charter (WHO 1986) geht es dabei um Empowerment, also um die Herstellung von Bedingungen, die den Einzelnen mehr Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse ermöglichen und auch zumuten und dabei gleichzeitig geeignete Erfahrungs– und Lernräume anbieten.

Wo?

Es ist kaum vorstellbar, wie das anders als in lokalen, überschaubaren und subjektiv erlebbaren sozialen Verhältnissen wie in

  • Familien,
  • Organisationen und
  • Gemeinden

geschehen kann, die einen (notwendig) hohen Grad an Partizipation und Inklusion aufweisen. Die Möglichkeiten zur Umsetzung werden im sogenannten Settings-Approach der Gesundheitsförderung diskutiert.

Deren Veränderungspotenziale können jedoch Einflussfaktoren nicht erreichen, die weit außerhalb ihrer Machtsphäre liegen. Deshalb werden netzwerkartige Strukturen benötigt, die einerseits den Austausch von Erfahrungen und deren Verdichtung zu tragfähigen sozialen Semantiken (kulturellen Skripten) ermöglichen und andererseits dabei gleichzeitig eng an die Hierarchien der politischen Verwaltung angeschlossen bleiben. Dabei kommt dem Internet eine besondere Rolle als Verbreitungsmedium zu. Mit Blick auf die genannten Eigenschaften solcher Strukturen bezüglich Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit scheint das Internet besondere Angebote zu machen, mit denen Chancen ebenso wie Gefährdungen einhergehen.

Theoretische Grundlagen

Im Sinne dieser Voraussetzungen und basierend auf systemtheoretischen Konzepten Niklas Luhmanns behandelt das WIGIF Gesundheit als ein

symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium,

soziologisch vergleichbar mit anderen Kommunikationsmedien 1

wie

  • Wahrheit,
  • Liebe,
  • Bildung,
  • Macht,
  • Recht oder
  • Geld

Kommunikationsmedien, besser “Werte” konstruieren und regeln die Erfüllung sozialer Funktionen – hier: die Verfügbarkeit von gesunden, körperlich und mental funktionsfähigen Individuen für die Übernahme sozialer Rollen – und sichern damit zugleich die Verbindung zwischen sozialen Systemen und Individuen und deren Teilnahme an gesellschaftlicher Kommunikation.

Das geschieht semantisch durch Kommunikationen, die in den vergangenen dreißig Jahren zusehends das individuelle Wohlbefinden – in Abwehr von Ängsten, Unzufriedenheit und Zorn – als allgemeine Zielgröße politischen und individuellen Handelns etabliert haben und die von einfachen materiell-manifesten Symboliken unterstützt und getragen werden, die Jugendlichkeit, Schönheit, Fitness, „Slimfit“ oder Sex-Appeal als Indikatoren und zusehends häufiger irrtümlich auch als Ursache für Wohlbefinden und Gesundheit behandeln.

Aufgaben

Es ist Aufgabe einer innovativen, inspirierenden Gesundheitsforschung, die Bedeutungen der gesellschaftlichen Gesundheitskommunikation zu analysieren und bewusst zu machen, Optionen für Interventionen ausfindig zu machen und die Praktiken der Gesundheitsförderung dahingehend zu evaluieren, ob und inwieweit sie im Einklang mit ihren Prinzipien stehen, inwieweit sie ihre Ziele mit den eingesetzten Mitteln erreichen können und welche Modifikationen gegebenenfalls notwendig sind.

In Anlehnung an eine Aufgabendefinition des Institute of Medicine (Washington DC) versteht das WIGIF seine Aufgabe darin, unbequeme Fragen zu stellen und darüber mit allen Betroffenen zu kommunizieren, neben der Bearbeitung von Krisen auch die Langzeitfolgen im Blick zu behalten, für jene ein Sprachrohr zu sein, die ansonsten ungehört bleiben, Brücken zu bauen, um unterschiedliche Anliegen und Sorgen zu verbinden, und dabei auf Fairness und Balance zu achten.

  1. Die Logotherapie nennt diese Aspekte „Werte“, die dem Leben einen Sinn zu geben vermögen. Viktor Frankl hatte als jüdischer Gefangener im KZ erlebt, dass Menschen, die einen Sinn im Leben sahen, eine ungeheure Karaft und einen Lebenswillen hatten, der sie von andern unterschied. Er begründete die Logotherapie.  Anm. Hein Reuter

Hintergrund

Dieser Paradigmenwechsel hat sich in einer historischen Phase vollzogen, in der sich die moderne Gesellschaft zunehmend mit Problemen in ihren natürlichen und menschlichen Umwelten konfrontiert sah, die sie als Wirkungen ihrer eigenen Prozesse verstehen musste.

Genauso wie der Klimawandel fordert auch der Status der Gesundheit der Bevölkerungen zu Veränderungen in gesellschaftlichen Prozessen heraus:

  • in den Formen des Wirtschaftens,
  • des Zusammenlebens in Familien, Nachbarschaften und Organisationen sowie
  • der politischen Verwaltungen und Entscheidungsfindungen.

Dabei ist das Internet als Motor des weltgesellschaftlichen Wandels mit den dadurch ermöglichten Kommunikations- und Sozialisationsformen als Chance, aber auch als Risiko von zentraler Bedeutung.

Wirkungen und Problemlagen

Zu den gesundheitlichen Wirkungen gesellschaftlicher Prozesse gehören eine stetig wachsende Zahl an chronisch kranken und multimorbiden Personen, insbesondere was psychische Erkrankungen anbelangt, eine wachsende Zahl an Pflegebedürftigen und eine ebenso wachsende Zahl an sozial Hilfsbedürftigen, die von den Segnungen des modernen Lebens teilweise oder ganz ausgeschlossen sind. Gleichzeitig wächst die Zahl an Personen, die den Überangeboten an Nahrung, Suchtmitteln, Unterhaltung und Komfort zum Opfer fallen.

Große Bevölkerungsgruppen machen systematisch Erfahrungen mit

  • Dis-Stress und Überforderung im Kontext ihrer sozialen Rollen,
  • Ohnmacht und Ineffektivität in Bezug auf die Gestaltungsmöglichkeiten des eigenen sozialen Umfelds,
  • Abhängigkeit und Fremdkontrolle in Bezug auf die Sicherung der eigenen Existenz,
  • Enttäuschungen und Niederlagen in Bezug auf die Versprechungen in den politischen Selbstbeschreibungen der Gesellschaft,
  • Benachteiligung und Ungleichheit in Bezug auf die Gratifikationen anderer und
  • emotionaler Inkohärenz und Überforderung beim Versuch, sich auf ihr Leben einen Reim zu machen.

Fragestellung

In Summe ist fraglich geworden, ob die Gesellschaft weiterhin imstande sein wird, eine ausreichend große Mehrheit an optimal entwickelten Individuen hervorzubringen, die mit den Bedingungen einer

  • liberalen, pluralistisch-offenen, demokratischen, egalitären, inklusiven, kohäsiven, auf Eigeninitiative, Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft basierenden Gesellschaft

zurechtkommen können – insbesondere dann, wenn diese Eigenschaften in Zukunft noch verstärkt werden sollen.

Herausforderungen

Fragen der Gesundheit liefern einen Schlüssel zur Beantwortung der damit gegebenen Herausforderungen. Genauso wie im Verhältnis zur natürlichen Umwelt stellt sich für die Gesellschaft auch in Bezug auf die Menschen das Problem eines ressourcenschonenden und ressourcenfördernden Umgangs, um deren körperliche und mentale Funktionsfähigkeit für die Anpassung an jeweilige gesellschaftliche Bedarfe nachhaltig zu ermöglichen.

Der psychologischen Selbstbestimmungstheorie zufolge

(Deci & Ryan 2008) sind dazu Strukturen notwendig, die

  • Autonomie in Bezug auf das eigene Handeln,
  • Kompetenz in Bezug auf die Welt und
  • Verbundenheit in Bezug auf andere ermöglichen.

Wenn diese drei grundlegenden, kulturunabhängigen Bedürfnisse erfüllt sind, stellt sich Wohlbefinden ein, das Kernkonzept der Gesundheitsforschung, der Gesundheitsberufe und der Gesundheitsförderung.

Im Sinne der Ottawa Charter (WHO 1986) geht es dabei um Empowerment, also um die Herstellung von Bedingungen, die den Einzelnen mehr Kontrolle über die eigenen Lebensverhältnisse ermöglichen und auch zumuten und dabei gleichzeitig geeignete Erfahrungs– und Lernräume anbieten.

Wo?

Es ist kaum vorstellbar, wie das anders als in lokalen, überschaubaren und subjektiv erlebbaren sozialen Verhältnissen wie in

  • Familien,
  • Organisationen und
  • Gemeinden

geschehen kann, die einen (notwendig) hohen Grad an Partizipation und Inklusion aufweisen. Die Möglichkeiten zur Umsetzung werden im sogenannten Settings-Approach der Gesundheitsförderung diskutiert.

Deren Veränderungspotenziale können jedoch Einflussfaktoren nicht erreichen, die weit außerhalb ihrer Machtsphäre liegen. Deshalb werden netzwerkartige Strukturen benötigt, die einerseits den Austausch von Erfahrungen und deren Verdichtung zu tragfähigen sozialen Semantiken (kulturellen Skripten) ermöglichen und andererseits dabei gleichzeitig eng an die Hierarchien der politischen Verwaltung angeschlossen bleiben. Dabei kommt dem Internet eine besondere Rolle als Verbreitungsmedium zu. Mit Blick auf die genannten Eigenschaften solcher Strukturen bezüglich Autonomie, Kompetenz und Verbundenheit scheint das Internet besondere Angebote zu machen, mit denen Chancen ebenso wie Gefährdungen einhergehen.

Theoretische Grundlagen

Im Sinne dieser Voraussetzungen und basierend auf systemtheoretischen Konzepten Niklas Luhmanns behandelt das WIGIF Gesundheit als ein

symbolisch generalisiertes Kommunikationsmedium,

soziologisch vergleichbar mit anderen Kommunikationsmedien 1

wie

  • Wahrheit,
  • Liebe,
  • Bildung,
  • Macht,
  • Recht oder
  • Geld

Kommunikationsmedien, besser “Werte” konstruieren und regeln die Erfüllung sozialer Funktionen – hier: die Verfügbarkeit von gesunden, körperlich und mental funktionsfähigen Individuen für die Übernahme sozialer Rollen – und sichern damit zugleich die Verbindung zwischen sozialen Systemen und Individuen und deren Teilnahme an gesellschaftlicher Kommunikation.

Das geschieht semantisch durch Kommunikationen, die in den vergangenen dreißig Jahren zusehends das individuelle Wohlbefinden – in Abwehr von Ängsten, Unzufriedenheit und Zorn – als allgemeine Zielgröße politischen und individuellen Handelns etabliert haben und die von einfachen materiell-manifesten Symboliken unterstützt und getragen werden, die Jugendlichkeit, Schönheit, Fitness, „Slimfit“ oder Sex-Appeal als Indikatoren und zusehends häufiger irrtümlich auch als Ursache für Wohlbefinden und Gesundheit behandeln.

Aufgaben

Es ist Aufgabe einer innovativen, inspirierenden Gesundheitsforschung, die Bedeutungen der gesellschaftlichen Gesundheitskommunikation zu analysieren und bewusst zu machen, Optionen für Interventionen ausfindig zu machen und die Praktiken der Gesundheitsförderung dahingehend zu evaluieren, ob und inwieweit sie im Einklang mit ihren Prinzipien stehen, inwieweit sie ihre Ziele mit den eingesetzten Mitteln erreichen können und welche Modifikationen gegebenenfalls notwendig sind.

In Anlehnung an eine Aufgabendefinition des Institute of Medicine (Washington DC) versteht das WIGIF seine Aufgabe darin, unbequeme Fragen zu stellen und darüber mit allen Betroffenen zu kommunizieren, neben der Bearbeitung von Krisen auch die Langzeitfolgen im Blick zu behalten, für jene ein Sprachrohr zu sein, die ansonsten ungehört bleiben, Brücken zu bauen, um unterschiedliche Anliegen und Sorgen zu verbinden, und dabei auf Fairness und Balance zu achten.

  1. Die Logotherapie nennt diese Aspekte „Werte“, die dem Leben einen Sinn zu geben vermögen. Viktor Frankl hatte als jüdischer Gefangener im KZ erlebt, dass Menschen, die einen Sinn im Leben sahen, eine ungeheure Karaft und einen Lebenswillen hatten, der sie von andern unterschied. Er begründete die Logotherapie.  Anm. Hein Reuter

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