Ein Patient hat eine Vorstellung davon, was ein guter Arzt ist und auch der Arzt hat eine Vorstellung von seinem Behandlungsziel, ein Modell vom gesunden Menschen, das der Behandlung eine Richtung gibt.
Ein Geburtshelfer ist zufrieden, wenn die Mutter ohne Komplikationen ein gesundes Kind zur Welt bringt, der Kinderarzt hat eine Vorstellung von einem Kind, das sich innerhalb eines bestimmten Rahmens entwickelt, der mit regelmäßigen Untersuchungen überprüft wird. Ein „Orthopäde“ hat als Behandlungsziel das „maßgerecht entwickelte Kind“, hat also vor allem das proportionierte und harmonische Wachstum im Blick. Ohren- oder Augenarzt haben ganz konkrete Erwartungen, was ein Gesunder wahrzunehmen imstande ist.
Wir wollen unsere Patienten eine Wegstrecke begleiten durch das Leben mit seinen körperlichen und seelischen Herausforderungen. Eine gute „Gesundheitserziehung“, die zuhause begonnen wird, kann beim Arzt vertieft und gestärkt werden. Hier ist ein Schulterschluss mit Eltern, Lehrern, besonders auch den Sportlehrern ideal.
Aber der Mensch hat Körper, Seele und Geist und alle drei brauchen Nahrung für ihr Wachstum und zur Reifung. Die geistige Entwicklung ist mehr als schulische Bildung. Im Geist des Menschen spielen sich Siege und Niederlagen ab. Ablehnung, Einsamkeit, Heimweh und Liebeskummer machen nicht nur den jungen Menschen zu schaffen. Kränkungen, Verletzungen des Geistes bilden den Boden von Problemen, auf dem sich chronische körperliche und seelische Krankheiten entwickeln.
Ein gesunder Mensch braucht gesunde Beziehungen zu seiner Familie, seinen Nachbarn und Kollegen… und zu seinem Schöpfer. Der Geist des Mensch ist ihm eingehaucht, ist Geist von Gottes Geist und kann nirgend sonst wachsen und gedeihen als in einer liebevollen Beziehung. Lieblosigkeit ist in unserer modernen Welt der Normalzustand. Um diesem Thema auf die Spur zu kommen, habe ich ein Studium für therapeutische Seelsorge absolviert. Ich war jahrelang Ältester und stellvertretender Gemeindeleiter in einer internationalen Gemeinde, habe Seelsorgeteams aufgebaut und supervidiert. Aus dem Feedback resultiert eine ganz andere Wahrnehmung und Zusammenschau der Befunde und Beschwerden als bei einem klinisch konditionierten Arzt.